Vorwort

Als ich im dritten Schuljahr war und Meßdiener wurde, begann für mich eine neue, ja entscheidende Phase des Glaubens: Ich lernte beim Dienst am Altar, immer tiefer in die Geheimnisse unseres Glaubens einzudringen. Die Diskussionen bei den Proben, wie man was richtig, das heißt sinnvoll tut, haben mir geholfen zu begreifen, was wir eigentlich tun, wenn wir Liturgie feiern. Als Meßdiener am Altar feierte ich die Liturgie viel intensiver mit. Vom äußeren Tun kam ich leicht zu einer inneren Teilnahme.


Heute „boomt“ das Meßdiener-„Geschäft“. Es gibt so viele Ministranten wie nie zuvor – gerade in unserem Kulturkreis, wo das kirchliche Leben stark abgenommen hat. Die jungen Christen, die sich als Ministranten engagieren, tun nicht nur etwas für den eigenen Glauben, sie sind auch Zeugen für Christus. Das verdient heute viel höhere Anerkennung als zu den Zeiten, als es noch selbstverständlich war, Christ zu sein und zur Kirche zu gehen.


Als Priester schätze ich die Arbeit mit den Ministranten sehr, denn hier gibt es viele Möglichkeiten, mit den heranwachsenden Christen in Kontakt zu kommen und über die Inhalte unseres Glaubens zu sprechen. Als Meßdienern werden ihnen Verantwortung und wichtige Aufgaben übertragen. Das schätzen sie, und sie tun es deshalb gern.


Wichtig ist daher, sie richtig zu schulen. Man soll sie und ihren Dienst ernst nehmen. Es wäre schädlich, wenn man „alles nicht so wichtig“ nähme. Sie wollen es genau wissen und gut machen.


Diese Ministrantenschule ist ein Beitrag dazu. Sie kommt aus der Praxis und soll vor allem den Meßdienerleitern und all denen eine Hilfe sein, die die Ministranten ausbilden. Entstanden ist die Idee in meiner ersten Kaplansgemeinde, St. Remigius Borken, wo ich von 1997 bis 2001 als Kanonikus wirken durfte. Die damaligen Notizen waren genau auf die dortigen Gegebenheiten und Bräuche abgestimmt. Nach einer weiteren Kaplansstelle in St. Johannes Kirchhellen und fünf Jahren als Pfarrer an St. Urban Ottmarsbocholt und St. Johannes Venne, wo ich ebenfalls für die Ministranten verantwortlich war, sind weitere Erfahrungen eingeflossen. Die Hinweise sind nun verallgemeinert, überarbeitet und erweitert – in der Hoffnung, daß sie für alle Kirchen anwendbar sind und so einen kleinen Beitrag zur liturgischen Kultur und Bildung leisten können.


Unseren süddeutschen Brüdern und Schwestern sei gesagt, daß man hier in Nordwestdeutschland immer „Meßdiener“ sagt, wo es bei ihnen „Ministranten“ heißt – auch wenn die Ministranten außerhalb der Messe dienen. Und die anderen bitte ich umgekehrt um Verständnis, wenn gelegentlich von Ministranten die Rede ist, wo sie Meßdiener sagen würden. Soviel „Ökumene“ muß sein ...


Die Beschreibung der einzelnen Dienste bezieht sich auf den „Ordo Novus“, also die Form der heiligen Messe, die heute allgemein üblich ist. Daneben gibt es die „außerordentliche Form des Römischen Ritus“, die sogenannte Alte Messe, die seit 2007 wieder allgemein erlaubt ist. Die Wege zum und am Altar sind im allgemeinen so beschrieben, daß sie an einem freistehenden Altar „funktionieren“, an dem der Priester zum Volk hin betet, weil dies in den meisten Fällen so geschieht.


Wer über ein Fremdwort oder einen Fachbegriff stolpert oder wen die griechischen Buchstaben irritieren, lese einfach weiter. Manches ist im Liturgischen Lexikon am Ende erläutert.



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